2015 Christina und Thorsten in Peru

Seit 8 Jahren ist Yessili aus Piura/Peru mein Patenkind. Briefe gehen fleißig hin und her. Fast ebenso lange lädt mich die Familie zu einem Besuch ein, aber irgendwie hat es immer nicht geklappt. Aber jetzt ist es soweit, mein Mann und ich sind in einem Hotel in Piura (Stadt). Heute ist der große Tag! Die Plan-Mitarbeiter begrüßen uns sehr freundlich und fahren mit uns zu einem Supermarkt, weil wir gern etwas für die Familie und die Dorfschule einkaufen möchten. Der Einkauf ist etwas chaotisch, weil niemand so recht weiß, was die Familie eigentlich benötigt, aber es ist trotzdem ziemlich lustig. Ich erinnere mich, dass die Mama von Yessili einmal schrieb, dass Dünger für sie sehr teuer wäre, also fahren wir noch schnell zu einem anderen Geschäft und kaufen zwei große Säcke (wie viel Dünger braucht man denn so??? Die Plan-Mitarbeiter sind offensichtlich auch Stadtkinder ;o) !!!). Dann geht es los, der Weg in die Gemeinde soll etwa 2 Stunden dauern. Ich bin sehr aufgeregt. Ob wir uns genauso gut wie in den Briefen verstehen? Hoffentlich ist Yessili nicht so schüchtern. Der Weg wird immer holpriger. Die Landschaft ist karg und die Plan-Mitarbeiterin erläutert, dass dieses Jahr Dürre herrscht und auch schon viele Bäume vertrocknet sind. Außerdem erzählt sie uns, dass der Preis für Dünger mit der Entfernung zur Stadt steigt, weil die Transportkosten hoch sind. Wir haben also Glück, dass wir mit einem Pickup abgeholt worden sind und somit den Transport selbst übernehmen können!

Endlich kommen wir an. Die ganze Großfamilie ist versammelt. Alle strahlen bis über beide Ohren, halten selbst gebastelte Begrüßungsschilder hoch und schwenken deutsche und peruanische Fahnen. Als wir aussteigen, fällt Yessili uns gleich um den Hals (besser gesagt um den Bauch bzw. um die Knie, mein Mann ist etwas größer ;o)… ) . Wie schön!

Nach einer Vorstellungsrunde geht es erst einmal weiter zum Gesundheitszentrum. Auch dort ein großer Bahnhof mit Fähnchen. Danach zeigt eine ehrenamtliche Mitarbeiterin selbst gebasteltes Spielzeug und erklärt, wie die Mütter in einem Workshop lernen, dies aus leeren Verpackungen und anderen Haushaltsresten herzustellen. Neben der Ausgabestelle für Medikamente ist eine kleine Ecke, in der Kinder spielen. Uns wird erläutert, dass dies die Spielgruppe für Kleinkinder sei, in der die Kinder lernten, ihre Schüchternheit abzulegen und soziale Kompetenzen zu entwickeln. Und dann kommen auch schon die Dorfchefs. Einer von ihnen hält eine Rede. Er drückt seine Dankbarkeit gegenüber Plan und den Paten aus. Die staatlichen Stellen hätten immer nur leere Versprechungen gemacht, Plan hingegen sei ein verlässlicher Partner, der seine Versprechen halte und in Kooperation mit den Dorfbewohnern schon viel Gutes erreicht habe: eine dreistufige Schule, das Gesundheitszentrum, eine Bibliothek, sauberes Trinkwasser (dies ist wohl besonders wichtig, weil es während des Besuches mehrmals erwähnt wird). Danach werden die Geschenke für die Schule übergeben (leider sind gerade Ferien), alles wird genau aufgeschrieben und quittiert. Dann sagt die Plan-Mitarbeiterin, dass wir jetzt wirklich zurück zur Familie müssten, Yessili platze bestimmt schon vor Ungeduld…

Wieder bei der Familie werden erst einmal die Geschenke überreicht. Für Yessili habe ich eine Puppe mitgebracht, auf einmal bin ich mir gar nicht mehr sicher, ob dies eine gute Idee war, ein bisschen komisch sieht die ja schon aus. Als ich ansetze zu erklären, was das ist, piepst mir Yessili entgegen: „Monster High!“. Mir verschlägt es einen Moment die Sprache! Sie kennt Monster High und freut sich offensichtlich riesig – puh, Glück gehabt!

Auch wir bekommen Geschenke, Yessilis Mutter und eine Tante haben uns zwei bunte Decken und eine Tasche gewebt. Wunderschön! Dann tischt die Mama ein Festmahl auf (sie muss den ganzen Morgen in der Küche gestanden haben!). Es gibt Nudeln mit Truthahn (später wird erzählt, dass es sonst Truthahn nur zu Weihnachten und zum Unabhängigkeitstag gibt), auf Stein gebackenes Brot mit frischem Käse, „Zuckerrohrhonig“, einen Nachtisch aus Zuckerrohr, Mangos und natürlich Chicha. Alles sehr lecker und aus eigener Produktion! Die ganze Zeit unterhalten wir uns und lachen dabei viel. Zum Glück reicht mein Spanisch und auch für meinen Mann findet sich ein Onkel, der englisch spricht. Danach wird uns das Haus und die Farm gezeigt. Yessili hat sogar ein eigenes Zimmer. Zwischendurch umarmt sie mich immer wieder. Darüber bin ich sehr glücklich. Stolz zeigt mir die Familie meine gesammelten Briefe und Geschenke (da ist im Laufe der Zeit ganz schön was zusammen gekommen!). Sie werden in Ehren gehalten, ich freue mich.

Während der Unterhaltung sagt ein Onkel etwas, was mich nachdenklich werden lässt: „Wir sind arm, aber wir sind glücklich!“. Wie viele Menschen im reichen Deutschland würden so etwas von sich selbst sagen? Die zwei Stunden vergehen wie im Flug, der Abschied kommt viel zu früh. Yessili fragt mich schon zum zweiten Mal, ob wir bald wieder kommen. Si, mi pequeñita, ganz bestimmt!

 

Ein Reisebericht von Christina